Nicht selten sind Seelsorgerinnen und Seelsorger die ersten Menschen, denen Betroffene ihre Nahtoderfahrung schildern. Die Konfrontation mit dem Tod und der transzendente Charakter von Nahtoderfahrungen lässt viele Menschen nach einer NTE spiritueller werden. Sie suchen vielleicht jemanden, der eine Erklärung liefern oder zumindest ein Verständnis dafür aufbringen kann. Aufgeschlossene Menschen können solchen sinnsuchenden Betroffenen viel Halt geben, selbst wenn sie noch nie von NTE’s gehört haben. Der Kardiologe Pim van Lommel meinte, dass man eigentlich nicht den Inhalt der NTE als Hauptursache der Verarbeitungsprobleme ansehen soll, sondern den Umstand, dass die moderne Gesellschaft mit solchen Erfahrungen oft nicht umzugehen weiss.[1]Pim van Lommel. Endloses Bewusstsein: Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, s. 76f. Dass nicht selten auch geistliche Personen solch existenzielle Erfahrungen zurückweisen, kann damit zusammenhängen, dass die Inhalte einer NTE mit den Glaubensvorstellungen der eigenen Religion nicht kongruent sind. Besonders in den monotheistischen Religionen ist die Ansicht weit verbreitet, dass die Zeit der Offenbarung, in welcher ausgewählte Menschen noch Kontakt mit Gott oder dem Jenseits haben konnten, abgeschlossen sei und somit jeder neuen spirituellen Erfahrung mit grösster Vorsicht begegnet werden muss, erst recht, wenn die Person aus einem anderen Glaubenskreis stammt. Gewisse Kreise bekunden zudem Mühe damit, dass Menschen ausserhalb ihres Glaubenskreises respektive ihrer Konfession sowie Menschen, die keinen vorbildlichen Lebenswandel führten oder sich suizidiert haben, glückselige Erfahrungen machen sollten. Fundamentalistische Strömungen der monotheistischen Weltreligionen deuten die beglückenden NTE’s solcher Menschen als Vorspiegelungen Satans.

Bisher wurde kein Zusammenhang zwischen religiöser Überzeugung und der Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer NTE gefunden. In verschiedenen Studien konnte aber eine signifikante Korrelation zwischen der Tiefe der Nahtoderfahrung und der Zunahme der daraus resultierenden Spiritualität nachgewiesen werden. Die unbeschreibliche Liebe und Geborgenheit, welche die Mehrheit in ihrer NTE erfahren darf, prägt die Betroffenen für den Rest ihres Lebens.

Vielfach schwieriger ist es, eine spirituell fundierte Antwort auf erschreckende Nahtoderfahrungen zu geben. Gerade christlich fundamentalistische Strömungen fokussieren gerne auf erschreckende NTE’s, um die in ihren Augen gefährdeten Seelen auf die Folgen einer fehlenden Gottesfurcht aufmerksam zu machen. Üblicherweise werden bei solchen Interpretationen die bereits formulierten moralischen Vorstellungen von gutem und schlechtem Verhalten nicht weiter in Einklang mit den Aussagen von Menschen gebracht, die glückselige Erfahrungen im Nahtod gemacht haben. Deren Interpretation von gutem und schlechtem Verhalten steht gelegentlich den eher konservativen Wertvorstellungen diametral gegenüber. Im Gegenzug tendieren die Anhänger der New Age Bewegung dazu, einzig die lichtvollen NTE’s als real anzuerkennen und die erschreckenden Erfahrungen gelegentlich sogar gänzlich auszublenden.

Die „SWISS-IANDS“ möchte das Verständnis und die Empathie gegenüber Menschen mit Nahtoderfahrungen fördern. Aus diesem Grunde bieten wir bei Interesse Fortbildungen, Informationsabende oder Tagungen an. Weiter finden Sie auf unserer Homepage die wichtigsten Informationen zu Nahtoderfahrungen und eine weiterführende Literaturliste. Bei Interesse können Sie zudem unseren Newsletter abonnieren (Eintrag ganz unten auf jeder Webpage).

Referenzen

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1 Pim van Lommel. Endloses Bewusstsein: Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, s. 76f.