Die Tunnelerfahrung tritt bei etwa 20% aller Todesnäheerfahrungen auf. Der Begriff des “Tunnels”, allenfalls sogar die Erfahrung selbst, scheint von der modernen Welt geprägt zu sein, in welcher das Durchqueren eines konstruierten Tunnels alltägliche Erfahrung ist. In Kulturkreisen mit sehr geringer Infrastruktur, wo Strassen- und Bahntunnels fehlen, wird beispielsweise von einem pflanzenähnlichen Trichter oder vom Hals eines Kürbisses gesprochen. Die Gemeinsamkeit liegt im aktiven oder passiven Zurücklegen eines in Dunkelheit getauchten Verbindungskanals, dessen Ende bei glückseligen NTE’s meist durch ein helles, Liebe ausströmendes Licht markiert wird, während bei erschreckenden NTE’s dieser Verbindungskanal abwärts in eine düstere Umgebung führt. Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Angst vor diesem Tunnel haben, können sich teilweise mit Erfolg gegen dessen Durchquerung wehren. Werden die Erfahrenden am anderen Ende des Tunnels – wie es oft geschieht – wieder zurückgeschickt oder zurückgezogen, so können sie auf dem Rückweg den Tunnel in umgekehrter Richtung durchqueren.

Die Interpretation der Tunnelerfahrung hängt massgeblich von der weltanschaulichen Ausrichtung aus. Während Befürworter der Überlebenshypothese wie der Pädiater Michael Morse einen Verbindungskanal ins Jenseits erkennen, postulieren die meisten Forscher eine physiologische oder psychologische Interpretation. Susanne Blackmoore vermutet beispielsweise eine Entladung der Netzhautzellen oder der okzipitalen Sehrinde als Ursache der Tunnelerfahrungen.