Pflegende sind oft die ersten Personen im Gesundheitswesen, mit denen Patienten in Kontakt treten und denen sie ihre Bedürfnisse kundtun. Nur ein Bruchteil verfügt jedoch über Kenntnisse dieses Phänomens, während nach Umfragen die Mehrheit daran interessiert wäre, mehr darüber zu erfahren.[1]L. Barnett, Hospice nurses‘ knowledge and attitudes toward the near-death experience. Journal of Near-Death Studies 9:225-32.[2]L.J. Bucher, F.B. Wimbush, T. Hardie, E.R. Hayes. Near death experiences: Critical care nurses‘ attitudes and interventions. Dimensions of Critical Care Nursing 16 (4):194-201, 1997 Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Ärzteschaft.[3]L.H. Moore, An assessment of physicians‘ knowledge of and attitudes toward the near-death experience. Jounal of Near-Death Studies 13:91-102, 1994.
Einem Betroffenen bringt die Bestätigung des Erlebnisses als Nahtoderfahrung eine nicht zu unterschätzende Entlastung. Das Ignorieren der Äusserungen oder die aus Sicht Betroffener abfällige Schubladisierung der Erfahrung als Illusion oder Halluzination verunsichert und pathologisiert. Es muss bedacht werden, dass sich die Betroffenen in der ersten Phase der Nachwirkung in einem emotionalen Ausnahmezustand befinden und von der Realität der Erfahrung zutiefst beeindruckt sind. Es ist deshalb keinesfalls hilfreich, in diesem Kontext von pathologischen Hirnreaktionen oder psychologischem Schutzmechanismus zu sprechen.[4]B.A. Walker, Assessing psychologists‘ knowledge and attituedes toward near-death phenomena. Journal of Near-Death Studies 8: 103-110, 1989.[5]K. Ring, Heading toward Omega. New York, 1984. Gemäss dem Kardiologen Pim van Lommel führt nicht die NTE per se zu Verarbeitungsproblemen, sondern der Umstand, dass die westliche Kultur und Wissenschaft solche „spirituellen“ Erfahrungen kaum zulässt.[6]Pim van Lommel. Endloses Bewusstsein: Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, s. 76f. Nahtoderfahrungen sind nicht mit Psychosen gleichzusetzen (Siehe Seite zu Halluzination).
Möchte ein Patient über seine NTE sprechen, sollte man – vor allem wenn die Erfahrung erst vor kurzem gemacht wurde – genau zuhören. Im Verständnis für den Nächsten durch aktives und emphatisches Zuhören liegt der wichtigste Beitrag, den man als Mitglied des Gesundheitspersonals für eine betroffene Person leisten kann. Es kann auch hilfreich sein, wenn bei Möglichkeit die durchgemachten Elemente wie Ausserkörperliche Erfahrung, Tunnelerfahrung oder Lebenspanorama benannt werden können. Zumindest sollte man dem Patienten den Begriff Nahtoderfahrung näher bringen. Als betreuende Person, zum Beispiel als Hausärztin, sollte man zudem an eine NTE denken bei Status nach Reanimationen, schweren Unfällen oder nach einer lebensgefährlichen Situation. Wenn sich nach einer solche Erfahrung eine Persönlichkeitsveränderung oder ein depressives Syndrom einstellt, sollte man aktiv nach einer NTE fragen.
Der SWISS IANDS ist es ein grosses Anliegen, Fachpersonen mit aktuellen Informationen zu versorgen und die Empathie gegenüber Betroffenen zu verbessern. Aus diesem Grunde bieten wir auf Nachfrage Informationsanlässe oder Tagungen an. Weiter finden Sie auf unserer Homepage die wichtigsten Informationen zu Nahtoderfahrungen und eine weiterführende Literaturliste. Bei Interesse können Sie zudem unseren Newsletter abonnieren (Eintrag ganz unten auf jeder Webpage).
Referenzen
↑1 | L. Barnett, Hospice nurses‘ knowledge and attitudes toward the near-death experience. Journal of Near-Death Studies 9:225-32. |
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↑2 | L.J. Bucher, F.B. Wimbush, T. Hardie, E.R. Hayes. Near death experiences: Critical care nurses‘ attitudes and interventions. Dimensions of Critical Care Nursing 16 (4):194-201, 1997 |
↑3 | L.H. Moore, An assessment of physicians‘ knowledge of and attitudes toward the near-death experience. Jounal of Near-Death Studies 13:91-102, 1994. |
↑4 | B.A. Walker, Assessing psychologists‘ knowledge and attituedes toward near-death phenomena. Journal of Near-Death Studies 8: 103-110, 1989. |
↑5 | K. Ring, Heading toward Omega. New York, 1984. |
↑6 | Pim van Lommel. Endloses Bewusstsein: Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, s. 76f. |