Erfahrungen am Lebensende (End-of-Life Experiences, ELE)
Erfahrungen am Lebensende (ELE) treten sowohl im Wachzustand wie im Schlaf auf und werden deswegen in Sterbebettvisionen (Wenn sie bei Tagbewusstsein auftretend) oder Träume unterschieden. Wahrscheinlich handelt es sich um dieselbe Form einer subjektiven Erfahrungen. Analog zu Nahtoderfahrungen werden ELEs von den Betroffenen aufgrund des positiven Sinngehaltes und dem hochgradigen Realitätsempfinden als echt und nicht traumhaft wahrgenommen. Wie bei NTEs sind sowohl Form und Inhalt von ELEs meist sehr tröstlich. So wird man während einer ELE von bekannten und geliebten Verstorbenen besucht, Willkommen geheissen, erlebt Liebe, Schmerzfreiheit und eine Lichte Umgebung. Die Erfahrungen erlauben den Betroffenen meist eine Erleichterung des Sterbeprozesses im Sinne einer Angstreduktion bis hin zu einem gewollten Hinübertreten in die bereits erlebte jenseitige Welt.
Terminale Geistesklarheit
Seit dem 19. Jahrhundert werden immer wieder Berichte publik von Patienten mit teilweise schwergradiger Demenz, welche kurz vor ihrem Tod wieder mentale Klarheit und Orientierung zurückgewinnen. Nachdem sie teilweise seit Jahren ihre nächsten Verwandten nicht mehr erkennen konnten, werden ihr Blick sowie ihr Bewusstseinszustand plötzlich klar. Nicht selten setzen sie sich auf und sprechen vollkommen adäquat mit den Anwesenden, die sie wieder beim korrekten Namen nennen können. Meist sterben sie bald darauf. Das Phänomen wird Terminale Geistesklarheit oder Sterbebettluzidität genannt.[1]Michael Nahm. Wenn die Dunkelheit ein Ende findet. Terminale Geistesklarheit und andere ungewöhnliche Phänomene in Todesnähe. Amerang, Crotona 2012[2]Raymond Moody, Paul Perry. Zusammen im Licht. Was Angehörige mit Sterbenden erleben. Goldmann, München 2011[3]Maggie Callanan, Patricia Kelley. Final Gifts: Understanding the Special Awareness, Needs, and Communication of the Dying. Bantam, New York 1992 Die Sterbebegleiterin Siegelinde Fuchs berichtet von einem farbenblinden Patienten, der kurz vor seinem Hinscheiden verwundert war, dass er die “echten” Farben sehen konnte [4]Sieglinde Fuchs, Sterbebegleitung – ein unvergleichliches Erlebnis. In: Begleitung am Sterbebett, Lebenshilfen aus der Gralsbotschaft, Verlag der Stiftung Gralsbotschaft (Hg,), Stuttgart 2002.
Geteilte Todeserfahrung (GTE)
Als «geteilte Todeserfahrungen (GTE)» oder «empathische Nahtoderfahrungen» werden in der Forschung Nahtoderfahrungen bezeichnet, die von Angehörigen, Bezugspersonen oder Betreuern eines Sterbenden gemacht werden. Im Gegensatz zu anderen Nahtoderfahrungen tritt eine geteilte Todeserfahrung also nicht bei einem Menschen auf, der kurz vor dem Sterben steht, sondern bei einem Freund, geliebten Menschen oder Betreuer einer sterbenden oder kürzlich verstorbenen Person. Diese Person erlebt dabei die Anfangsstadien des Eintritts in ein Leben nach dem Tod mit dem Sterbenden zusammen. Geteilte Todeserfahrungen umfassen dabei dieselben Elemente wie Nahtoderfahrungen, wie zum Beispiel ausserkörperliche Erfahrungen, das Durchschreiten eines Tunnels, das Betreten eines hellen Lichts und die Wahrnehmung des Verstorbenen ausserhalb von dessen Körper.
Der Begriff «geteilte Todeserfahrung» oder englisch «Shared Death Experience SDE» wurde 2010 vom US-amerikanischen Nahtod-Forscher Raymond Moody geprägt. Im Rahmen seiner Forschung zu Nahtoderfahrungen ist er immer wieder auf sehr ähnliche Erfahrungen gestossen, die aber von Angehörigen gemacht wurden. Die Forschung zu «geteilten Todeserfahrungen» wird aktuell vom amerikanischen Forscher William Peters und seinem Team im Rahmen der «Shared Crossing» Forschungsinitiative weitergeführt. William Peters unterscheidet zwei Arten von geteilten Todeserfahrungen:
- diejenigen, die von Personen gemacht werden, die sich physisch bei der sterbenden Person aufhalten
- und diejenigen, die aus Entfernung gemacht werden (von einer Person, die sich zum Zeitpunkt des Todes woanders befindet als die sterbende Person).
In seinem Buch «An der Schwelle zur Unendlichkeit» erwähnt William Peters folgende häufige Merkmale von «geteilten Todeserfahrungen»:
- Wahrnehmung der Präsenz der sterbenden Person ausserhalb des physischen Körpers.
- Geschärftes Bewusstsein oder erweitertes Wissen.
- Begegnung mit einem Lichtwesen oder verstorbenen Verwandten oder Freunden.
- Wahrnehmung oder Betreten eines transzendenten Lichts.
- Veränderung in der Wahrnehmung des linearen Raums oder der linearen Zeit.
- Sehen, wie die Seele den Körper verlässt.
- Vision einer himmlischen Landschaft.
- Eine Grenze, die der/die Erlebende nicht überschreiten kann.
- Wahrnehmung ungewöhnlicher Energie.
- Intensive Emotionen der Verbundenheit, Zugehörigkeit und tiefen Liebe.
- Körperliche Empfindungen, die denjenigen zu entsprechen scheinen, die die sterbende Person zum Zeitpunkt ihres Todes hat.
«Geteilte Todeserfahrungen» haben oft tiefe transformative Auswirkungen auf die Menschen, die eine solche Erfahrung gemacht haben. Sie können eine erweiterte Perspektive auf das Leben und den Tod bieten und können sehr unterstützend für den Trauerprozess wirken. Die Integration einer «geteilten Todeserfahrung» kann aber auch sehr herausfordernd sein, insbesondere da viele Menschen ihre Erfahrung zuerst nicht einordnen können und sich oft auch nicht getrauen, mit anderen Menschen darüber zu sprechen.
Weiterführende Literatur zu Geteilten Todeserfahrungen:
- Shared Crossing Project
- Raymond Moody and Paul Perry, Glimpses of Eternity: An Investigation into Shared Death Experiences. New York: Guideposts, 2010.
- William J. Peters und Dr. Michael Kinsella: An der Schwelle zur Unendlichkeit. Geteilte Todeserfahrungen: Wie Menschen den Tod ihrer Lieben miterleben. München: Ansata Verlag, 2022.
Wir danken Frau Sarah Friederich für diesen Beitrag und verweisen Menschen mit geteilten Nahtoderfahrungen und dem Wunsch nach Kontaktaufnahme, nach Beratung oder Betreuung gerne an sie: www.wegeinsneue.ch.
Nachtodkontakte (NTK)
Bei einem Nachtodkontakt kommt es zu einem spontanen Kontakt mit einer verstrobenen Person. Für den Wahrnehmenden geht die Initiative dabei klar vom Verstorbenen aus, der sich sicht-, hör- oder fühlbar machen will. Die Ausprägung dieser Kontaktaufnahmen kann jedoch stark variieren. So kann die verstorbene Person «körperlich» erscheinen, in verschiedenen Gradierungen von Materialität. Die Begegnung kann jedoch auch über andere als die geläufigen Seh- und Gehörsinne wahrgenommen werden, beispielsweise über eine Berührung, einen Geruch oder schlicht ein intensives Gegenwartsempfinden. Dabei stellt sich beim Beobachtenden intuitiv die Gewissheit ein, um welche Person es sich handelt. Die Erscheinung kann auch im Schlaf, beim Einschlafen oder Erwachen erfolgen, wobei sich typischerweise das Erlebte durch ein deutlich erhöhtes Realitätsempfinden von Träumen abhebt. Auch die im wachen Zustand erfolgten NTKs werden ausnahmslos als völlig real erlebt. Die große Mehrheit der Betroffenen berichtet, dass sie eine Botschaft des Verstorbenen wahrgenommen haben.
Als Parallele zu Nahtoderfahrungen (NTEs) sind Nachtod-Kontakte (NTK) transzendente Erfahrungen, die meist tiefen Eindruck machen und als Segen empfunden werden. Wie bei NTE’s ist die grosse Mehrheit der Erfahrungen positiv und Liebe ein zentrales Element, sei es in Form des Trostes, dass der geliebte Verstorbene weiterlebt und es ihm gut geht, sei es, dass man Verzeihen oder ein Umsorgt werden empfängt. Und wie bei Betroffenen von Nahtoderfahrungen die Angst vor dem Tod deutlich zurückgeht, fühlen sich Menschen durch einen Nachtod-Kontakt getröstet und beglückt. Die Begegnung gibt neue Zuversicht. Die Verbliebenen können sich wieder besser den Alltagsanforderungen und eigenen Bedürfnissen stellen.
Entsprechend den gleichzeitig und gemeinsam erlebten (synchronen) NTEs gibt es auch gemeinsame Nachtod-Kontakte, wenn beispielsweise eine verstorbene Person allen Anwesenden im Raume erscheint. Wie bei NTEs können Nachtod-Kontakte aber auch erschreckend sein, was jedoch eher selten vorkommt (12% der Fälle in der Studie von Elsaesser et al.). Zudem findet sich sowohl bei NTEs wie bei NTKs kein Zusammenhang zwischen religiöser Einstellung und Häufigkeit des Auftretens beider Phänomene. Und wie bei NTEs können mittels eines Nachtod-Kontaktes Informationen erhalten werden, über die man ohne diese Begegnung nicht verfügen könnte und die sich nach einer Überprüfung als richtig erweisen. Entsprechend den Peak in Darien Fälle bei Nahtoderfahrungen kann es sich dabei um den bei Nachtod-Kontakten häufigen Sachverhalt handeln, dass man noch gar nicht weiss, dass diese Person verstorben ist. Erst nach der Erscheinung der verstorbenen Person erhält man Kenntnis vom tatsächlichen irdischen Abscheiden. Die Verstorbenen können teilweise detaillierte Auskünfte geben, wo ein verstecktes Objekt gefunden werden kann oder was man bisher aus seiner eigenen Biografie oder aus der des Verstorbenen nicht wusste, weil dies immer verheimlicht worden war. Damit ist schliesslich auch die Interpretation von NTKs – genau wie bei NTEs – stark vom eigenen Weltbild abhängig und reicht von Halluzinationen oder Fantasie-Projektionen zu realem transzendentem Erleben. Obwohl Nachtod-Kontakte viel häufiger sind als Nahtoderfahrungen – 50-60% aller Menschen erleben gemäss Forschung einen oder mehrere Nachtod-Kontakte im Verlauf ihres Lebens – und mit Sicherheit ein kulturell- und zeitübergreifendes, universelles Phänomen ist, wurde darüber bisher wenig geforscht. Allerdings führen Evelyn Elsaesser und ihr Team derzeit ein internationales und mehrsprachiges Forschungsprojekt über die Phänomenologie und die Auswirkungen von spontanen und direkten Nachtod-Kontakten. Für weiter Informationen verweisen wir Sie deshalb auf einen Artikel aus der Zeitschrift für Anomalistik, sowie auf die Homepage von Evelyn Elsaesser, Vorstandsmitglied der SWISS IANDS und Fachspezialistin sowie Forscherin auf dem Gebiet der NTK.[5]Elsaesser, Evelyn (2021) Spontane Kontakte mit Verstorbenen: Eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt die Realität von Nachtod-Kontakten, Vorwort von Christophe Fauré, Crotona Verlag : … Continue reading[6]Elsaesser, Evelyn (2020) Nachtod-Kontakte: Spontane Begegnungen mit Verstorbenen, Vorwort von Pim Van Lommel, Crotona Verlag : Amerang Deutschland, ISBN : 978-3-86191-113-57[7]Richard A. Kalish, David K. Reynolds: Phenomenological Reality and Post-Death Contact. In: Journal for Scientific Study of Religion. Nr. 12, 1973, S. 209–221.[8]Bill und Judy Guggenheim: Trost aus dem Jenseits. Unerwartete Begegnungen mit Verstorbenen. Scherz Verlag, Bern 2002, ISBN 978-3-8289-7354-1, S. 259–274.
Referenzen
↑1 | Michael Nahm. Wenn die Dunkelheit ein Ende findet. Terminale Geistesklarheit und andere ungewöhnliche Phänomene in Todesnähe. Amerang, Crotona 2012 |
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↑2 | Raymond Moody, Paul Perry. Zusammen im Licht. Was Angehörige mit Sterbenden erleben. Goldmann, München 2011 |
↑3 | Maggie Callanan, Patricia Kelley. Final Gifts: Understanding the Special Awareness, Needs, and Communication of the Dying. Bantam, New York 1992 |
↑4 | Sieglinde Fuchs, Sterbebegleitung – ein unvergleichliches Erlebnis. In: Begleitung am Sterbebett, Lebenshilfen aus der Gralsbotschaft, Verlag der Stiftung Gralsbotschaft (Hg,), Stuttgart 2002. |
↑5 | Elsaesser, Evelyn (2021) Spontane Kontakte mit Verstorbenen: Eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt die Realität von Nachtod-Kontakten, Vorwort von Christophe Fauré, Crotona Verlag : Amerang Deutschland, ISBN 978-3-86191-224-8 |
↑6 | Elsaesser, Evelyn (2020) Nachtod-Kontakte: Spontane Begegnungen mit Verstorbenen, Vorwort von Pim Van Lommel, Crotona Verlag : Amerang Deutschland, ISBN : 978-3-86191-113-57 |
↑7 | Richard A. Kalish, David K. Reynolds: Phenomenological Reality and Post-Death Contact. In: Journal for Scientific Study of Religion. Nr. 12, 1973, S. 209–221. |
↑8 | Bill und Judy Guggenheim: Trost aus dem Jenseits. Unerwartete Begegnungen mit Verstorbenen. Scherz Verlag, Bern 2002, ISBN 978-3-8289-7354-1, S. 259–274. |