Eine der ersten Erklärungsversuche zur Ursache von NTE’s gründete in der Vermutung, dass eine Hypoxie (Sauerstoffmangel) im Gehirn diese Erfahrungen erzeugen würden. [1] S. Blackmore, Dying to live: Near-death Experiences. Buffalo, NY, Prometheus 1993.[2]T. Lempert. Syncope and Near-death Experience. Lancet 344:829-30, 1994 Später kam die These der Hyperkapnie, des erhöhten CO2-Gehalts im Blut, als Ursache von NTE’s hinzu. [3]Jansen, K. The Ketamine model of the near-death experience: A central role for the N-methyl-D-aspartate receptor. Journal of Near-Death Studies 16:5-26, 1997 Als in den 90er Jahren diese Möglichkeit vorgestellt wurde, war aber schon lange klar, dass weder Hypoxie noch Hyperkapnie Vorbedingungen von NTE’s sind. Eine NTE, die beispielsweise vor einem Autounfall oder während einem Absturz aus grosser Höhe eintritt, kann nicht durch Sauerstoffmangel ausgelöst sein, da der dabei eintretende Sauerstoffabfall maximal einer kurzen Atempause entspricht. Umgekehrt muss ein erzwungener Sauerstoffmangel keineswegs eine NTE auslösen. Schlussendlich fand sich auch bei Patienten mit Herzkreislaufstillstand keine Korrelation zwischen Ausmass des Sauerstoffabfalls (extrapoliert aus der Dauer zwischen Herzstillstand und Reanimation bzw. Wiederherstellung des Kreislaufs) und dem Auftreten von NTE’s.[4]Parnia S, Waller DG, Yeates R, Fenwick P. A qualitative and quantitative study of the incidence, features and etiology of near death experiences in cardiac arrest survivors. Resuscitation … Continue reading[5]Pim van Lommel, et.al. Near-death Experience in Survivors of Cardiac Arrest: A Prospective Study in the Netherlands. Lancet 2001; 358: S. 2039-2045.
Gelegentlich werden die Erlebnisse von Kampfpiloten während der Beschleunigung in einer Humanzentrifuge zur Erklärung von NTE’s herangezogen. Piloten können dabei Wahrnehmungen machen, die denjenigen von NTE’s ähnlich sind. Beispielsweise können sie ein helles Licht oder mitunter kurze, flüchtige Bilder sehen. Manche berichten von einem Schwebegefühl, andere von angenehmen Empfindungen, selten auch vom Eindruck, den eigenen Körper zu verlassen. Die genannten Erfahrungen sind aber nicht charakteristisch für das Trainingserleben bei massiver Beschleunigung. Viel häufiger berichten Piloten von einem Zucken in den Extremitäten, von einer zunehmenden Beeinträchtigung des Denkens und der Erinnerung kurz vor dem Bewusstseinsverlust, von einem Kribbeln um den Mund und in den Gliedern. Erwachen Sie aus der Synkope, sind sie oft verwirrt und desorientiert. Diese Symptome sind untypisch für Nahtoderfahrungen, die sich durch eine hohe Strukturierung, einem klaren Denken und hyperrealem Erleben kennzeichnen. Wenn Piloten überhaupt Erfahrungen machen, die inhaltlich mit denen von NTE’s verglichen werden können, dann bestehen immer noch relevante Unterschiede. Beispielsweise sehen Piloten noch lebende Personen und diese erscheinen ihnen nur kurz, bildhaft, traumhaft. Betroffene von NTE’s sehen Verstorbene, die sie willkommen heissen, die Ihnen Informationen vermitteln, sie nicht selten zum Umkehren zurück in ihren Körper bewegen. [6]J. Whinnery. Psychophysiologic Correlates of Unconsciousness and Near-death Experiences. Journal of Near-Death Studies, 15:231-58, 1997
Referenzen
↑1 | S. Blackmore, Dying to live: Near-death Experiences. Buffalo, NY, Prometheus 1993. |
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↑2 | T. Lempert. Syncope and Near-death Experience. Lancet 344:829-30, 1994 |
↑3 | Jansen, K. The Ketamine model of the near-death experience: A central role for the N-methyl-D-aspartate receptor. Journal of Near-Death Studies 16:5-26, 1997 |
↑4 | Parnia S, Waller DG, Yeates R, Fenwick P. A qualitative and quantitative study of the incidence, features and etiology of near death experiences in cardiac arrest survivors. Resuscitation 2001;48:149-156. |
↑5 | Pim van Lommel, et.al. Near-death Experience in Survivors of Cardiac Arrest: A Prospective Study in the Netherlands. Lancet 2001; 358: S. 2039-2045. |
↑6 | J. Whinnery. Psychophysiologic Correlates of Unconsciousness and Near-death Experiences. Journal of Near-Death Studies, 15:231-58, 1997 |