Ring und Cooper untersuchten die Nahtod- und ausserkörperlichen Erfahrungen von 31, teilweise von Geburt auf blinden Menschen. Es zeigte sich, dass Blinde während ihrer NTE ähnliche Erfahrungen machen können wie Sehende, wozu auch optische Wahrnehmungen gehören.[1]Kenneth Ring, Sharon Cooper. (1997). Near-death and out-of-body experiences in the blind: A study of apparent eyeless vision. Journal of Near-Death Studies, 16(2) 101-147. Ebenfalls in: Kenneth Ring, … Continue reading Berühmt wurde der von Ihnen dargestellte Fall von Frau Vicky Umipeg, die während ihrer NTE deutlich visuelle Erlebnisse im Kontext einer ausserkörperlichen Erfahrung machte. 1973, im Alter von 22 Jahren, wurde sie in einen schweren Autounfall verwickelt und fiel ins Koma. Nach ihrer Aussage schwebte sie über der Unfallstelle und konnte zum ersten Mal in ihrem Leben sehen. Sie erkannte, dass es sich beim Unfallbus um einen VW handelte. Sie folgte dem Wagen und der ihr unbekannten Patientin bis in die Aufnahmestation und nahm dabei Details der Umgebung oder Aktivitäten des Personals wahr. Sie wunderte sich beispielsweise, dass der Schrank der Notfallaufnahme von oben gesehen völlig verstaubt war. Aus der Deckenposition erkannte sie schliesslich an der unter ihr liegenden Patientin den eigenen Ehering. Dadurch realisierte sie, dass die komatöse Person, um die sich alle hektisch kümmerten, sie selbst sein müsse. Zum ersten und einzigen Male habe sie dabei ihr Gesicht gesehen. Frau Umipeg war kurz nach der Geburt aufgrund einer zu hohen Sauerstoffkonzentration im Inkubator erblindet.[2]Pim van Lommel, Endloses Bewusstsein: Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, S. 52f.
Ein Farbenblinder schilderte ein ähnliches Erlebnis während seiner NTE: „Die Primärfarben kann ich zwar auseinanderhalten, aber Pastelltöne sehen für mich alle gleich aus. Damals konnte ich sie plötzlich doch unterscheiden, sogar in vielfältige Nuancen. Fragen Sie mich nicht nach den Namen, die kenne ich nicht, …„.[3]Kenneth Ring, Sharon Cooper. Wenn Blinde sehen. Nahtoderfahrungen bei Blinden, Santiago-Verlag, Goch 2011. Die Sterbebegleiterin Siegelinde Fuchs berichtet von einem farbenblinden Patienten, der kurz vor seinem Hinscheiden verwundert war, dass er die “echten” Farben sehen konnte.[4]Sieglinde Fuchs, Sterbebegleitung – ein unvergleichliches Erlebnis. In: Begleitung am Sterbebett, Lebenshilfen aus der Gralsbotschaft, Verlag der Stiftung Gralsbotschaft (Hg,), Stuttgart 2002.
Während die oben dargestellte Aufhebung körperlicher Behinderungen nur subjektiv erfahren werden kann, sind die Fälle dokumentierter Sterbeluzidität objektivierbarer. Seit dem 19. Jahrhundert werden immer wieder Berichte publik von sogenannter Luzidität dementer Patienten kurz vor ihrem Tod. Nachdem sie teilweise seit Jahren ihre nächsten Verwandten nicht mehr erkennen konnten, werden ihr Blick sowie ihr Bewusstseinszustand plötzlich klar. Sie setzen sich auf und sprechen vollkommen adäquat mit den Anwesenden, die sie nun wahrnehmen und beim korrekten Namen nennenkönnen. Meist sterben sie bald darauf.[5]Michael Nahm. Wenn die Dunkelheit ein Ende findet. Terminale Geistesklarheit und andere ungewöhnliche Phänomene in Todesnähe. Amerang, Crotona 2012[6]Raymond Moody, Paul Perry. Zusammen im Licht. Was Angehörige mit Sterbenden erleben. Goldmann, München 2011[7]Maggie Callanan, Patricia Kelley. Final Gifts: Understanding the Special Awareness, Needs, and Communication of the Dying. Bantam, New York 1992
Referenzen
↑1 | Kenneth Ring, Sharon Cooper. (1997). Near-death and out-of-body experiences in the blind: A study of apparent eyeless vision. Journal of Near-Death Studies, 16(2) 101-147. Ebenfalls in: Kenneth Ring, Sharon Cooper. Wenn Blinde sehen. Nahtoderfahrungen bei Blinden, Santiago-Verlag, Goch 2011. |
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↑2 | Pim van Lommel, Endloses Bewusstsein: Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, S. 52f. |
↑3 | Kenneth Ring, Sharon Cooper. Wenn Blinde sehen. Nahtoderfahrungen bei Blinden, Santiago-Verlag, Goch 2011. |
↑4 | Sieglinde Fuchs, Sterbebegleitung – ein unvergleichliches Erlebnis. In: Begleitung am Sterbebett, Lebenshilfen aus der Gralsbotschaft, Verlag der Stiftung Gralsbotschaft (Hg,), Stuttgart 2002. |
↑5 | Michael Nahm. Wenn die Dunkelheit ein Ende findet. Terminale Geistesklarheit und andere ungewöhnliche Phänomene in Todesnähe. Amerang, Crotona 2012 |
↑6 | Raymond Moody, Paul Perry. Zusammen im Licht. Was Angehörige mit Sterbenden erleben. Goldmann, München 2011 |
↑7 | Maggie Callanan, Patricia Kelley. Final Gifts: Understanding the Special Awareness, Needs, and Communication of the Dying. Bantam, New York 1992 |