Selten begegnen Menschen während ihrer NTE einer jenseitigen Person, von der sie meinten, dass sie noch lebe. Entsprechend wird die an die Angehörigen vermittelte Nachricht erst mit Unglauben oder Beunruhigung aufgenommen, weil diese – wie ja zuvor der Erfahrende – davon ausgehen, dass diese Person noch am Leben sei. Erst im Verlauf der folgenden Stunden oder Tage wird diese Nachricht aber dann doch bestätigt. Als Beispiel sei hier der Vorfall im Spital von Pittsburgh genannt, von dem Prof. Bruce Greyson[1]Bruce Greyson ist Professor für Psychiatrie und Verhaltensneurologie (Neurobehavioral Sciences) und Direktor der Abteilung für Wahrnemungsstudien (Perceptual Studies) an der Universität von … Continue reading berichtet. Ein neunjähriger Knabe hatte nach einer schweren und lebensbedrohlichen Meningitis das Bewusstsein wiedererlangt. Er berichtete seinen Eltern, die am Bett ausgeharrt hatten, er sei im Himmel gewesen und habe seine Grosseltern gesehen. Auch seine Schwester sei dort gewesen. Es sei wunderschön gewesen, sie zu sehen. Der Vater des Kindes wurde darüber sehr beunruhigt. Er schimpfte auf die Aussagen seines Sohnes und entgegnete ihm, dass seine Schwester im College sei und dass es ihr ausgezeichnet gehe. Der Sohn meinte dazu, sie selbst habe ihm erklärt, dass sie hier bleiben dürfe, er aber wieder zurück auf die Erde müsse. Der Vater rief nun den Arzt, um seinem Sohn ein Beruhigungsmittel zu verabreichen. Dieser hingegen versuchte den Vater selbst zu beruhigen. Es sei üblich, dass man aufgrund einer schweren Hirnerkrankung halluziniere. Er solle einfach nach Hause fahren und dann die Tochter anrufen, was der Vater tat. Dort erklärte man ihm jedoch, dass man die ganze Nacht verzweifelt versucht habe, ihn zu kontaktieren. Seine Tochter sei in der vorangehenden Nacht tödlich verunglückt.[2]Is Postmortem Survival A Scientific Hypothesis? SSE Talk, Bruce Greyson, 2010: https://www.youtube.com/watch?v=1O5Rg4W-wd0
Andere Peak in Darien Fälle betreffen beispielsweise
- Kinder, welche adoptiert sind und während ihrer NTE den wirklichen Eltern begegnen, ohne zuvor von ihrer Adoption etwas zu wissen.
- Kinder, welche während der transzendenten Phase ihrer NTE einem Geschwister begegnen, das vor ihrer Geburt verstorben ist und von dessen Existenz ihnen bisher aufgrund ihres jungen Alters nichts erzählt wurde.
- Manche Betroffene erkennen erst nach Jahren, wem sie damals während der transzendenten NTE Phase begegnet seien. So erkannte jemand im Hause seiner Freundin, welche er aber erst nach seiner NTE kennen gelernt hatte, den zukünftigen aber bereits verstorbenen Schwiegervater. Ein Mann erkannte zehn Jahre später, als er zum ersten Mal das Foto seines leiblichen Vaters sah, dass es dieser war, der ihn vor zehn Jahren während seiner NTE empfangen hatte.[3]Pim van Lommel. Non-local consciousness: A concept based on scientific research on near-death experiences during cardiac arrest. Journal of Consciousness Studies, 20(1–2), 7–48, 2003, S. 21.
Der Begriff des „Peak in Darien“ stammt ursprünglich aus einem Gedicht, wurde aber 1882 von der irischen Sozialreformerin und Frauenrechtlerin Frances Power Cobbes in einem Aufsatz mit der Überschrift „The Peak in Darien: The Riddle of Death“ (Die Bergspitze in Darién: das Rätsel des Todes) verwendet. Darin beschreibt Cobbes, wie eine im Sterben liegende Frau in freudige Überraschung versetzt wurde, weil sie ihre drei verstorbenen Brüder wiedererkannte – dann aber noch einen vierten, der eigentlich in Indien leben sollte. Während eine der anwesenden Personen dadurch in Angst und Schrecken versetzt aus dem Sterbezimmer stürmte, sei die Nachricht eingetroffen, dass dieser Bruder in Indien ums Leben gekommen sei.
„Peak in Darien“ Fälle sind hochbrisant, da sich die während der Nahtoderfahrung oder der Sterbebettvision erhaltene, unwahrscheinliche Information als erschütternde Wahrheit entpuppt. Da die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Koinzidenz von Halluzination mit echter Begebenheit als tief eingeschätzt werden muss, sprechen solche Erfahrung für den Realitätsgehalt transzendenter Inhalte von NTEs. Bei sporadischem und äusserst seltenem Auftreten in dazu sehr intimen Situationen existieren aber keine zeitechten Ton- oder Bilddokumentationen. Die naturalistische Sicht spricht deshalb von Anekdoten, wobei diesem Wort eine gewisse Obskurität anhaftet, die der Situation nicht ganz gerecht wird, da die involvierten Personen und Zeugen bekannt und die Fälle von unabhängigen, wissenschaftlich tätigen Personen untersucht worden sind. Es handelt sich also mehr um dokumentierte Einzelfälle als um Anekdoten, denen ein ähnliches Gewicht zukommt wie den verifizierten ausserkörperlichen Erfahrungen oder den Fällen von anders geartetem unerklärlichem Wissenszuwachs während einer NTE.
Referenzen
↑1 | Bruce Greyson ist Professor für Psychiatrie und Verhaltensneurologie (Neurobehavioral Sciences) und Direktor der Abteilung für Wahrnemungsstudien (Perceptual Studies) an der Universität von Virginia. Er war der Gründer und ehemalige Präsident der IANDS (International Association for Near-Death Studies) und für 26 Jahre Herausgeber des Journal of Near-Death Studies. |
---|---|
↑2 | Is Postmortem Survival A Scientific Hypothesis? SSE Talk, Bruce Greyson, 2010: https://www.youtube.com/watch?v=1O5Rg4W-wd0 |
↑3 | Pim van Lommel. Non-local consciousness: A concept based on scientific research on near-death experiences during cardiac arrest. Journal of Consciousness Studies, 20(1–2), 7–48, 2003, S. 21. |